Der Return-on-Investment
von Employer Brandings
Eigentlich ganz schön blöd: Im Voraus weiß man nie, welche Investitionen sich lohnen und welche nicht. Dabei ist eine Investition zunächst einmal etwas sehr Positives: es wird für etwas Geld ausgegeben, in der Absicht, damit ein Vielfaches dessen zurück zu bekommen. Bei der Etablierung einer Arbeitgebermarke (neudeutsch: Employer Brand) ist eine grobe Kosten-Nutzen-Rechnung ganz einfach.
Was kostet die Suche nach einer neuen Mitarbeiterin1)
Untersuchungen zeigen, dass nach der Veröffentlichung von Vakanzen in Deutschland, offene Stellen durchschnittlich 121 Tage unbesetzt bleiben.2) Im Handwerk und in der Pflege sogar noch länger. Nehmen wir einmal an, Sie suchen eine Mitarbeiterin, deren Gehalt mit 3.500 € dotiert ist. Den Ertrag, den sie für das Unternehmen erwirtschaftet (abzüglich der Arbeitnehmerkosten) setzen wir der Einfachheit halber mit monatlich je 1.000 €3) an.
Kosten: 3 Monate x 1.000 € = 3.000 €
Nehmen wir weiter an, Sie schreiben die Stelle auf diversen Online-Jobbörsen aus, beispielsweise auf Stepstone, Monster und Indeed Premium (monatlich 2.500 €) und schalten für denselben Zeitraum Facebook Ads (500 €), dann geben Sie dafür pro Monat 3.000 € aus, bis Sie die passende Person gefunden haben.
Kosten: 3 Monate x 3.000 € = 9.000 €
Nachdem sie gefunden und eingestellt wurde, muss sie zunächst eingelernt werden, das drückt den Umsatz, den sie erwirtschaften kann und kostet zusätzliche Mitarbeiter-Ressourcen von Kollegen. Wenn es schnell geht, ist sie nach einem halben Jahr so fit wie ihre Vorgängerin, in manchen Fällen dauert es länger bis alle internen Abläufe und Prozesse verinnerlicht und umgesetzt werden. Auch diese Kosten setzen wir der Einfachheit halber mit 1.000 € pro Monat an.
6 Monate x 1.000 € = 6.000 €
Jetzt rechnen wir zusammen. Eine vakante Stelle in dieser Gehaltsgröße kostet ein Unternehmen also insgesamt 18.000 €. Bei zwei offenen Stellen sind das 36.000 € bei drei offenen Stellen 54.000 € usw.
Wie kann ein Employer Branding diese Kosten reduzieren?
Unternehmen mit einer starken Employer Brand sind attraktiver für potentielle Mitarbeiterinnen. Sie steigern damit die Anzahl an passgenauen Bewerbungen, denn Bewerberinnen bekommen genau die Informationen, die sie sich vom Unternehmen wünschen. Und werden sich nur dann beim Unternehmen melden, wenn sie sich in der Art, wie sie mit Mitarbeitern umgehen, wiederfinden.
Ein starkes Employer Branding reduziert auf der anderen Seite auch den Bewerberprozess, denn es muss weniger Zeit in Bewerber investiert werden, die am Ende doch nicht in Frage kommen.
Ein starkes Employer Branding reduziert Vakanzzeiten, denn es schafft schon im Vorfeld eine positive Einstellung um Unternehmen.
Und es sorgt für weniger Fluktuation, denn es stärkt darüber hinaus die Bindung der Belegschaft ans Unternehmen, weil es natürlich auch von den bestehenden Mitarbeitern als attraktiv wahrgenommen wird.
Wenn im Unternehmen also durch Employer Branding die Vakanzzeit um nur einen Monat verringert wird, spart das pro Stelle 6.000€ (18.000€ : 3). Rechnen Sie einmal aus, wie viele offene Stellen Sie in den nächsten 3 Jahren besetzen müssen, dann erkennen sie, wie schnell sich eine Investition in ein professionelles Employer Branding amortisiert.
Rechenbeispiel 01
Sie sind ein kleines mittelständisches Unternehmen der Energiebranche und profitieren von der Energiewende. Sie möchten langsam, aber stetig wachsen und gehen auch von einer Fluktuation aus. Bis zum Jahr 2022 rechnen Sie mit einem Personalbedarf von 10 neuen Mitarbeitern.
Einsparpotenzial: 10 x 6.000 € = 60.000 €
Rechenbeispiel 02
Ihr mittelständisches Unternehmen mit derzeit 250 Mitarbeitern hat eine Spitzenposition im Medizinproduktesektor und will überdurchschnittlich wachsen um für potenzielle Investoren interessant zu werden. Sie gehen bis zum Jahr 2022 von einem zusätzlichen Personalbedarf von 150 neuen Mitarbeitern aus.
Einsparpotenzial: 150 x 6.000 € = 900.000 €
Rechenbeispiel 03
Ihr Architekturbüro konnte sich lukrative Aufträge öffentlicher Auftraggeber sichern und braucht in den nächsten drei Jahren mindestens 4 neue Mitarbeiter zur Verstärkung.
Einsparpotenzial: 4 x 6.000 € = 24.000 €
In jedem Fall lohnt sich der Aufbau eines Employer Brandings. Je höher Ihr Bedarf an guten Fachkräften ist, desto schneller amortisiert sich die Investition. Aber Vorsicht: nur mit einem systematischen Prozess, Erfahrung in der kreativen Umsetzung der festgelegten Strategie und einem hohen Qualitätsanspruch kann es seine oben gezeigte Wirkung voll und ganz entfalten.
1) Anmerkung des Autors: Um den Lesefluss nicht durch Gendern zu stören, sind alle Genderbegriffe weiblich gehalten – Ladies first. Die Formulierungen gelten genauso für das männliche Geschlecht und diverse Geschlechter und stellen ausdrücklich keine Diskriminierung dar.
2) Quelle: https://www.stepstone.de
3) Eine Arbeitnehmerin kostet im Schnitt das 1,7-fache des Bruttogehalts. Darin sind Sozialabgaben, Versicherungen, Urlaubstage etc. eingerechnet. Bei 3.500 € Bruttogehalt entspricht das 5.950 €. Dazu werden 1.000 € gerechnet, die sie erwirtschaften sollte, um zum Geschäftserfolg beizutragen.
Autor: Michael Rapp