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Corporate Influencer der ersten Stunde: Marcel Genc als Botschafter der EnBW

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In unserer heutigen Episode sprechen wir mit Marcel Genc. Er ist Product Owner des Traineeprogramms bei der EnBW Energie Baden-Württemberg AG. Neben seiner Verantwortung für das Corporate Traineeprogramm ist er als Corporate Influencer auf LinkedIn unterwegs. Dort teilt er wichtige Learnings aus seinem Arbeitsalltag mit seiner Community. Im Interview erzählt er, wie seine Reise als Corporate Influencer begann, welche Strategien er verfolgt und wie er seinen Hauptjob mit seinem Engagement auf LinkedIn vereinbart.

Marcel, wie kam es dazu, dass du Corporate Influencer wurdest? War das eigeninitiativ oder gab es eine interne Schulung von Unternehmensseite?

Ich war wahrscheinlich schon Corporate Influencer, bevor es das offizielle Botschafterprogramm bei der EnBW gab. Der Gedanke kam mir bei der Entwicklung unserer Arbeitgebermarke 2018. Hier war uns wichtig, nicht nur eine starke Arbeitgebermarke nach außen zu haben, sondern auch eine, die nach innen wirkt. Damals bin ich mit gutem Beispiel vorangegangen. Mein Ziel war es immer, einen authentischen Einblick ins Unternehmen zu geben und zu zeigen, wie ich mich hier fühle und was mich glücklich macht, womit ich mich identifiziere. Vor ca. drei Jahren kam dann die Unternehmenskommunikation zum ersten Mal auf uns zu, damals war ich noch im Employer Branding tätig. Unter dem Hashtag #wirsinddasE, der auch gleichzeitig der Hashtag unserer Arbeitgebermarke ist, wurde dann das EnBW-Botschafterprogramm ins Leben gerufen. Im Rahmen des Programms werden Mitarbeitende – ob Social Media Newbies oder erfahrene Social Media User – mit den Grundlagen der verschiedenen Plattformen vertraut gemacht und erhalten Hilfestellungen für ihren persönlichen Social-Media-Auftritt. Mithilfe eines Workbooks, in dem ich als Beispiel erwähnt werde, können die Mitarbeitenden ihren ganz persönlichen Weg finden und eine eigene Strategie entwickeln.

Wie bist du bei Netzwerkaufbau vorgegangen?

Da habe ich keinen konkreten Plan verfolgt, es hat sich eher organisch entwickelt durch meine Rolle im Unternehmen und die damit einhergehenden Bubbles. Die Bereiche Employer Branding und Recruiting sind auf LinkedIn ja stark vertreten und wir haben auch ein großes Netzwerk im Konzern selbst, das man nicht unterschätzen darf. Ich hatte auch viel mit Studierenden-Netzwerken zu tun, wie zum Beispiel „Femtec“.

Was würdest du sagen, für welche Themen stehst du oder anders gefragt für welche Themen möchtest du stehen?

Ich möchte dafür stehen, die Unternehmenskultur der EnBW rüberzubringen, wie man sich als Mensch im Unternehmen entfalten kann und seinen ganz eigenen Weg gehen kann. Wie zum Beispiel in meinem Fall: Ich habe sehr viel über einen Quereinstieg geschafft und dadurch Möglichkeiten und Einstiege innerhalb des Unternehmens bekommen. Ich möchte zeigen, dass man auch mit einer lockeren und humorvollen Art erfolgreich im Unternehmen sein kann. Da einen Einblick zu geben, was bietet das Unternehmen und wie kann man Familie und Beruf miteinander vereinbaren. Einer meiner erfolgreichsten Beiträge war der Post mit meiner Tochter auf dem Mitarbeiterfest. Ich möchte einfach zeigen, wie gut es einem als Mitarbeiter bei der EnBW gehen kann.

Zu eurem internen Corporate Influencer Programm: Wie sah diese Schulung aus? Habt ihr Guidelines mit an die Hand bekommen, wie ein Posting beispielsweise aussehen kann.

Es ist eher eine Botschafterreise als eine Schulung im klassischen Sinne. Nach einer Auftaktveranstaltung erhalten alle, die sich zum Programm angemeldet haben, ein Workbook mit dem man in kleinen Botschafter-Teams eine freiwillige Lernreise durchläuft und sich mithilfe der Inhalte und Übungen Schritt für Schritt seine persönliche Social-Media-Strategie erarbeitet. Bei Fragen unterstützen die Ansprechpartner aus der Unternehmenskommunikation immer gerne. Mit diesem Werkzeug kann man für sich ein Stück weit herausfinden, was für eine Art von Botschafter man überhaupt sein will. Will ich Kulturbotschafter sein? Will ich Experte für ein gewisses Thema sein? Was ist der richtige Kanal für mich? Es gibt keine vorgegebenen Postings oder Inhalte. Sondern es geht sehr stark darum, die Unsicherheiten zu nehmen, Menschen auch zu ermutigen und zu befähigen zu posten. Deswegen gibt es alle paar Monate ein Botschafter-Campfire, zu dem man mit Fragen und für den Austausch kommen kann. Dort werden auch Best-Practice-Posts gezeigt, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was gut ankommt und wie man vielleicht auch die Reichweite nochmal verstärken kann – beispielsweise durch entsprechende Hashtags oder Nennungen.

„Ich glaube, mit meinen Aktivitäten kann ich Employer Branding Kampagnen perfekt unterstützen. Denn Menschen sehen, dass es bei der EnBW wirklich so ist und Kampagnen keine leeren Versprechungen sind. Das ist mein Antrieb.“, Marcel Genc, Product Owner Traineeprogramm der EnBW.

Was ist dein Antrieb als Corporate Influencer?

Lange Zeit war es unüblich, z.B. auf Social Media, über den eigenen Arbeitgeber zu sprechen. Heute ist es gelebter Alltag und viele Unternehmen haben Botschafterprogramme. Ich finde diesen Wandel hervorragend, auch dass man die Menschen befähigt, dass man ihnen Mut zuspricht, das zu tun. Aus der HR-Rolle kann es nichts Besseres geben, weil Menschen vertrauen Menschen, Menschen glauben Menschen, Menschen folgen Menschen.

Habt ihr eine Corporate Influencer Community, in der ihr euch untereinander austauschen könnt?

Ja, es gibt einen Teams-Kanal, das monatliche Botschafter-Campfire und hin und wieder virtuelle Lunch & Learns oder Deep Dive Sessions zu einem spezifischen Thema. Letztens gab es auch ein erstes Botschafter-Barcamp in Präsenz, wo Vorträge gehalten wurden, Best-Practice-Fälle diskutiert wurden und wir gemeinsam unsere bisherigen Erfahrungen und Erfolgserlebnisse reflektiert haben. Man durchläuft die Botschafterreise in kleinen Teams aus ca. fünf Personen und steht im regelmäßigen Austausch. Manche Gruppen machen das sehr intensiv, andere weniger. Das Ganze ist von unserer Unternehmenskommunikation sehr professionell aufbereitet. Es ist also nicht nur eine Einmalaktion, sondern wird nachhaltig gelebt.

Wie gehst du bei der Planung deiner Postings vor? Hast du einen Redaktionsplan? Oder machst du das aus einem Bauch heraus?

Ich habe keinen Redaktionsplan, wenn, dann ist der in meinem Kopf. Bei mir kommt ganz viel aus dem Bauch heraus. Oder wenn ich weiß, nächste Woche steht eine Veranstaltung an, da lässt sich gut drüber berichten. Manchmal muss ich mich auch abends um 22 Uhr ein bisschen zügeln, weil ich denke, jetzt liest es eh keiner mehr; ich kann den Post auch erst am nächsten Tag machen. Ich schaue aber allgemein schon drauf, dass ich zu Uhrzeiten poste, an denen die Menschen auch bei LinkedIn aktiv sind. Oder zum Beispiel mit meinem 3000-Follower-Post, da hatte ich mir vorgenommen, ich mache jetzt echt mal was Hochprofessionelles und letztendlich habe ich es dann doch wieder auf meine Art gemacht, weil das authentisch ist und mich am meisten widerspiegelt.

Würdest du sagen, dass du bewusst Storytelling-Elemente in deine Postings miteinbaust? Oder geschieht das eher intuitiv?

Ich würde sagen, es passiert eher intuitiv. Ich überlege, welche Botschaft ich vermitteln will. Zum Beispiel der Post mit meiner Tochter auf dem Familienfest der EnBW, da habe ich spontan meine Frau gefragt, ob sie kurz ein Foto von uns auf dem Event machen kann. Mir war klar, ich will einen Post darüber machen und ich will meine Tochter mit einbinden. Da kam mir die Idee, nicht nur über das Fest zu sprechen, sondern generell über die Möglichkeit, Vater oder Eltern bei der EnBW zu sein. Das fand ich eine schöne Botschaft.

Hast du Tipps für spontane Posts?

Bewusst in jede Situation reingehen und sich Gedanken darüber machen, wäre das jetzt für meine Community lesenswert und informativ? Brauche ich da ein schnelles Foto? Letzte Woche auf der Fachkräftekonferenz, da hatte ich schon beim Durchlaufen eine Vision von einem Posting-Bild im Kopf, wie ich meine Geschichte transportieren kann. Ich brauche es nicht perfekt aufbereitet, es muss einfach nur authentisch sein. Das sind so Situationen, wo ich sage, da habe ich was im Kopf und setze es schnell um. Und zum Thema Schreiben: Ich korrigiere mich sehr oft beim Schreiben. Gerade wenn ich merke, das ist noch nicht so rund, ich muss es noch ein bisschen in meiner Weise verpacken, um eine persönliche Note reinzubringen.

Hast du Erfahrungen mit ChatGPT zur Unterstützung von Postings?

Ja, ChatGPT habe ich ausprobiert, aber ich verliere da noch zu sehr an Authentizität. Da muss meine KI wohl noch ein bisschen lernen. Aktuell brauche ich daher lieber etwas länger beim Schreiben, aber dafür kommt es von Herzen, mit meiner eigenen Note.

Und was würdest du sagen, macht für dich einen richtig guten LinkedIn-Post aus?

Für mich ist ein guter LinkedIn-Post einer, der authentisch und glaubwürdig ist. Es geht darum, dass man spürt, dass sich jemand wirklich Gedanken gemacht hat. Mir geht es auch nicht zwingend darum, so viele Leute wie möglich zu erreichen, sondern die richtigen Leute anzusprechen. Ich zähle nicht die Likes oder Kommentare. Mein Hauptziel ist es, etwas auszudrücken, das mir und meiner Community wichtig ist. Wenn ich dabei das Unternehmen positiv repräsentieren kann, ist das eine Win/Win-Situation. Aber in erster Linie geht es mir darum, meine Gedanken und Gefühle zu teilen. Ich möchte sicherstellen, dass meine LinkedIn-Beiträge nicht austauschbar sind.

Wie viel Zeit investierst du in der Woche für deine Postings?

Also, ich bin schon sehr aktiv auf LinkedIn. Ich würde sagen, pro Post brauche ich im Schnitt ca. 20 Minuten. Ich bin aber niemand, der sagt, ich brauche in der Woche mindestens einen Post. Manchmal ist es bei mir drei Monate ruhig und dann passiert mal wieder was. Und dann auch mal in zwei Wochen gleich drei Beiträge. Ich sage mal so, wie die Feste fallen, so muss man sie feiern. Bei mir fließt das ein Stück weit in meinen Arbeitsalltag mit ein und auch in meinen privaten Alltag. Ich habe die App auf meinem iPhone und gucke regelmäßig, was es Neues gibt. Von daher würde ich sagen, LinkedIn ist in meinem Leben voll integriert. Für Posts plane ich Zeit ein, aber ich habe keine bewussten oder wöchentlich feste Zeitslots.

Community Management ist ja auch wichtig, also bei anderen zu liken und zu kommentieren. Machst du das ganz automatisch?

Genau, das mache ich auch nicht bewusst, dass ich sage, ich muss jetzt unbedingt Liken oder Kommentieren, um meine Reichweite zu steigen. Wo mir spontan was einfällt, da kommentiere ich. Was ich eher mache, wenn ich bei Firmenveranstaltungen bin oder wenn ich einen Vortrag halte, dann spreche ich ganz bewusst an, dass die Menschen mir auf LinkedIn folgen können. Auch bei internen Studi-Events gibt es zum Schluss von mir den Hinweis, mir auf LinkedIn zu folgen. Ich gucke auch immer wieder bei LinkedIn, mit wem kann ich mich vernetzen und wen kenne ich auch im unternehmerischen Kontext.

Welche Tipps würdest du einem Anfänger mit an die Hand geben?

Ein Tipp von mir wäre, sich darauf zu fokussieren, was der Antrieb ist, wie will ich mich positionieren, wofür will ich stehen. Pauschal würde ich sagen, Finger weg von wildem LinkedIn-Aktionismus, baue dir eine Community auf, die zu dir und deinem Profil passt und dann verfasse Inhalte über fachliche, persönliche oder kulturelle Themen, für die du stehen willst. Und dann Stück für Stück die Community weiter ausbauen. Lieber weniger, aber dafür gute Inhalte als viel zu viele.

Abschlussfrage: Was würdest du sagen, war bisher dein größtes Erfolgserlebnis als Corporate Influencer?

Ein Erfolgserlebnis war, als ich von unserer Unternehmenskommunikation im Booklet als „Culture Expert“ bezeichnet wurde. Und was mich auch stolz macht, wenn mich Menschen, die ich noch gar nicht kannte, auf meine LinkedIn Aktivität ansprechen und wie gerne sie mir folgen. Das ist doch echt ein wunderschönes Zeichen!

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